Aufruf zu einem respektvollen und achtsamen Umgang miteinander
DRESDEN – Angesichts der angespannten gesellschaftlichen Lage und der zunehmend aggressiver werdenden Auseinandersetzungen um Fragen der gegenwärtigen Flüchtlingspolitik haben die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens und das katholische Bistum Dresden-Meißen heute in Dresden gemeinsam zu einem respektvollen Umgang innerhalb unserer Gesellschaft, insbesondere gegenüber Notleidenden, aufgerufen.
Die Kirchen laden alle dazu ein, mit einer Kerze im Fenster an jedem Sonntagabend ein Zeichen der ganz persönlichen Zustimmung zu einem menschlichen Umgang miteinander zu setzen. Darüber hinaus kann die Aktion mit Plakaten, Postkarten und Aufklebern verbreitet und unterstützt werden. Eine Internet-Plattform wird die Aktion unter www.lichtanfuermenschlichkeit.de begleiten. Rückblickend auf die Ereignisse im Herbst 1989 sehen sich die Kirchen auch heute in der Pflicht, mitten in der Gesellschaft dem damaligen Zuruf „Keine Gewalt!“ durch den Kerzenschein erneut Ausdruck zu verleihen. Die gemeinsame Initiative „Licht an für Menschlichkeit“ wirbt für die Einhaltung demokratischer Grundregeln und für die damit untrennbar verbundene Achtung eines jeden Menschen. Drohungen und Gewalt gegen Andersdenkende, Journalisten, Politiker, Flüchtlinge, Helferinnen und Helfer zerstören die Grundlagen unserer demokratischen Kultur und stehen im Gegensatz zur christlichen Botschaft der Nächstenliebe und Gewaltlosigkeit.
Landesbischof Dr. Carsten Rentzing fand in seiner Predigt am 25. Oktober in der Dresdner Frauenkirche deutliche Worte: „Wir werden als Kirche Jesu Christi nicht stumm danebenstehen, wenn geistige Brandstifter durch unser Land ziehen und eine Stimmung des Unfriedens und der Unversöhnlichkeit sich ausbreitet. Wir werden Lichter der Menschlichkeit entzünden, wir werden den Ruf des Friedens und der Versöhnung dagegensetzen und immer wieder ertönen lassen.“
Der Diözesanadministrator des Bistums Dresden-Meißen, Andreas Kutschke, betont: „Millionen Menschen sind derzeit weltweit auf der Flucht. In einer globalisierten Welt lassen sich Probleme nicht einfach ‚ausgrenzen’. Als christliche Kirchen haben wir den Auftrag, die Botschaft Jesu der Nächstenliebe und der Geschwisterlichkeit in der Welt von heute zu bezeugen und zu leben. Unsere gemeinsame Initiative kann ein hoffnungsvoller Impuls dazu sein.“
Die gemeinsame kirchliche Aktion soll deutlich machen, dass das Gebot der Menschlichkeit allen gegenüber gilt. Menschlichkeit bedeute dabei zum einen, den Menschen vor Ort zuzuhören und ihre Sorgen ernst zu nehmen. Zum anderen bedeute sie auch die konkrete Unterstützung und Hilfe für alle diejenigen, deren Not wir sehen und erleben. Landesbischof Dr. Carsten Rentzing: „Der Grundsatz der Menschlichkeit ist in der christlichen Botschaft tief verwurzelt, aber er besitzt auch darüber hinaus Gültigkeit. Nur so können wir ein positives gesellschaftliches Klima schaffen, welches wir gerade in herausfordernden Zeiten so dringend brauchen, um die anstehenden Sachfragen zu lösen.“