Oschatzer Region wird zum Zufluchtsort

 Seit Anfang September ist auch Oschatz neben anderen Städten und Gemeinden im Landkreis Nordsachsen zum Zufluchtsort für Flüchtlinge weltweiter Krisengebiete geworden. Insgesamt sind derzeit 60 allein reisende Männer in einem Heim und acht Familien in Wohnungen in Oschatz und Umgebung untergebracht. Die Flüchtlinge kommen zum Großteil aus Libyen, Pakistan, Eritrea und Syrien. Auf der Flucht vor Hunger, Armut und Gewalt nahmen diese Menschen eine gefährliche und lange Reise auf sich. „Diese Menschen haben Dinge erlebt, die wir uns in unseren schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen können“, zeigt sich der Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Oschatz, Andreas Kretschmar besorgt. „Angesichts der Gründe, die die Menschen zur Flucht treiben, erscheinen unsere Sorgen klein“, so Kretschmar. In einer Veranstaltung zur Ehrung Oschatzer Vereine rief der Oberbürgermeister alle Oschatzer Vereine auf, sich um die Flüchtlinge zu kümmern. „Ich kann mir vorstellen, dass unter den Flüchtlingen auch junge Männer sind, die gern Fußball spielen, warum sollte das nicht in einem Oschatzer Verein möglich sein“, so Kretschmar.

In Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Nordsachsen, der Stadtverwaltung Oschatz und dem Oschatzer Bündnis für Demokratie, Menschlichkeit und Toleranz initiierte die Evangelisch-Lutherische St. Aegidien Kirchgemeinde Oschatz ein Projekt, das sich der gesellschaftlichen Integration von Flüchtlingen in Oschatz annimmt. „Wir möchten ganz einfache Möglichkeiten der Begegnung schaffen“, erläutert Pfarrer Christof Jochem die Idee des Projektes. „Dazu gehört eine sachgerechte Information der Bevölkerung und die Beheimatung der Flüchtlinge“, so Jochem. Die Finanzierung erfolgt über Mittel des Lokalen Aktionsplans Nordsachsen.

Die Oschatzer Kirchgemeinde ist seit der Gründung Partner und Akteur im Oschatzer Bündnis für Demokratie, Menschlichkeit und Toleranz. „Wenn Menschen ihre Heimat verlassen, dann stecken oft große Konflikte, Sorgen und hohe persönliche Belastungen dahinter“, erklärt Christof Jochem. „Ich möchte es mit einem Psalm ausdrücken: Güte und Treue sollen einander begegnen, Gerechtigkeit und Frieden sich küssen“, umschreibt der Oschatzer Pfarrer seinen dringlichsten Wunsch.

Neben Informationen zu Hintergründen und einer Aufklärung verschiedener Vorurteile, ist es den Verantwortlichen wichtig, Netzwerke zu stärken, die eine Teilhabe der Flüchtlinge am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Mit der Federführung beauftragte die Kirchgemeinde das Oschatzer Unternehmen Mediation & Marketing. „Neben der aktiven Öffentlichkeitsarbeit ist es uns wichtig, ein Netzwerk für Flüchtlingspaten ins Leben zu rufen und den Vereinen beratend zur Seite zu stehen, die Interesse an der Integration der asylsuchenden Menschen zeigen,“ erläutert Anja Kohlbach vom Oschatzer Bündnis für Demokratie und Toleranz die bevorstehenden Aufgaben. „Egal mit wem man spricht, die Hilfsbereitschaft der Oschatzer ist groß. Jeder der Interesse an einer Patenschaft hat oder anderweitig unterstützen möchte, kann sich bei der Kirchgemeinde Oschatz oder der Firma Mediation & Marketing melden“, so Kohlbach.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.kirche-oschatz.de, www.mediation-marketing.com oder telefonisch unter 03435-988 10 50 (Mediation & Marketing).

Der Platz für einen asylsuchenden Menschen ist eng bemessen. Nach deutschem Asylrecht stehen jedem Flüchtling mindestens 6qm Wohn/Schlafraum zu. Auf dieser Fläche finden ein Schrank, ein Bett sowie ein Tisch und Stühle Platz. In Oschatz sind die Flüchtlinge in Zweibett-Zimmern untergebracht.

Blick in ein Zweibett-Zimmer
Quelle: Mediation & Marketing

Gekocht wird in der funktionell mit zwei Elektroherden, einem Tisch und einem Abwaschbecken ausgestatteten Gemeinschaftsküche.

Küche mit 2 Elektroherden und TischQuelle: Mediation & Marketing